"Jetzt müssen wir
halt mal zusammenhalten," "Rechts und Links, das ist Haarspalterei, es
gibt nur einen Feind," "Darüber machen wir uns Gedanken, wenn wir erst mal die Regierung los sind." Immer wieder kann man in letzter Zeit
solche oder ähnliche Sätze lesen und hören. Es scheint fast so als
würde es tatsächlich nur einen Feind geben. Einen Feind der uns nach dem
Prinzip "divide et empira (teile und herrsche)" gespalten hat. In ein rechtes und ein linkes Lager. Ist dem wirklich so? Gibt es Rechts und Links nicht mehr? Sind das nur Richtungsangaben? Angeblich haben wir nicht nur den selben Feind sondern auch die selben Ziele.
Haben Rechte und Linke tatsächlich die selben Ziele?
Rechtes
Gedankengut ist immer verbunden mit Nationalismus und Rassismus. Ich
möchte keinen "nationalen Frieden" bei dem es mir egal ist wie es
anderen geht. Ich möchte auch nicht in einer Welt leben in der ein
Mensch anhand imaginärer Grenzen am übertreten eben jener gehindert
werden. Wo jemand an einen Ort befördert wird an den er nicht will, weil
ihm Unterlagen fehlen oder die falschen Unterlagen vorliegen, an den er
nicht will. Ich möchte schlicht gesagt in keiner Welt leben in der
wichtig ist woher ich stamme und welche Religion meine Vorfahren hatten.
Rechtes Gedankengut widerspricht meinen Vorstellungen von Freiheit in
jedem Bereich. Nur weil die Nazis in der herrschenden Regierung den
gleichen "Feind" sehen wie ich, sehe ich es als äußerst fragwürdig mit
diesen Seite an Seite zu kämpfen. Wir haben nicht die selben Ziele und
ich hasse die Nazis wie sie jeden aufrichtigen und andersdenkenden
Menschen hassen.
Ist aber neu, können wir doch mal ausprobieren...
Ganz
neu ist die Querfrontidee nicht. In der Weimarer Republik haben die
Rechten bereits bei den Linken gefischt um gemeinsam gegen die Regierung
vorzugehen. Man hat auch damals die Gemeinsamkeiten gesucht und eine
Annäherung vorgetäuscht. Nach dem Motto "Der Feind meines Feindes ist
mein Freund" haben sich ein paar Sozialisten den Faschisten tatsächlich
angeschlossen. Als die Sozialisten jedoch merkten, dass sie den
Nationalsozialisten nur als Steigbügelhalter dienten, haben sie die
NSDAP wieder verlassen. Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch bereits zu
spät. In Konzentrationslagern und Gefängnissen konnten die "Aussteiger"
ihre sozialistischen Genossen wiedersehen. Auch heute bedienen sich die
Rechten bei der linken Subkultur und nehmen immer mehr linke Themen ein
um sie so lange zu verunstalten, bis sie mit ihrer Ideologie kompatibel
sind. So wird von den "nationalen Autonomen" (ein Musterbeispiel der
Querfrontstrategie) Veganismus und Tierschutz propagiert. Man wettert
gegen Globalisierung und Kapitalismus. Sie knüpfen in ihrem Auftreten
und bei der Gestaltung ihrer Propagandamittel an den Stil der linken
Subkulturen an, da dieser autentisch ist und bei der Jugend gut ankommt.
Oftmals erkennt man selbst als überzeugter Linker erst nach dem zweiten
Hinsehen, dass es sich bei der Demonstration um eine Nazidemonstration
handelt. Es ist auch schon lange Strategie der Rechten sich ein "zweites
Gesicht" zuzulegen. So ruft "Kamerad Dennis", ein Rechter Video
Blogger, dazu auf, seine politische Einstellung vom Arbeitsplatz fern zu
halten. Wer ein solches Doppelleben führen kann, wird mit hoher
Warscheinlichkeit auch zu seinem politischen Mitstreiter nicht ehrlich
sein. Zusammenfassend möchte ich damit ausdrücken: Ich will nicht mit
vielen Menschen Zusammen eine Revoution vom Zaun treten und nachdem wir
gewonnen haben an der nächsten Straßenlaterne hängen. Die Geschichte hat
uns aber gezeigt, wie es läuft.
Wie können wir dagegen vorgehen?
Eine
Patentlösung kann ich hier nicht geben. Wichtig ist jetzt, vielleicht
sogar wichtiger denn je, aufzupassen WER einem WAS sagen möchte. Eine
weitere Aktionsform wäre es eigene Demonstrationen auf die Beine zu
stellen. Demonstrationen die dazu einladen sich für den Frieden
einzusetzen. Aber auch Demonstrationen, die sich klar von rechtem
Gedankengut distanzieren. Demonstrationen auf denen keinem homophoben,
vor Sinti und Roma warnenden, Sexisteb wie Elsässer das Wort erteilt
wird. Vielleicht fällt euch noch besseres ein. Diskutiert in euren
Gruppen, Bekanntenkreisen und Familien. Entwickelt Konzepte und
informiert die Öffentlichkeit über eure Ergebnisse. Ich wünsche euch
allen viel Erfolg und hoffe, dass ein Lösungsweg gefunden wird.